In Gemeinschaft Wachsen

Ideen, Gedanken und Beobachtungen als Anregung zum offenen Dialog

Dunkelheit & Düsternis

Es gibt so Tage, da scheinen sich von allen Seiten die dunklen Wolken in rasendem Tempo auf einen zuzubewegen, die Kälte frisst  sich von Innen nach Außen durch den Körper und fröhliche / freie Gedanken erscheinen einem unmöglich zu denken. Alles kommt dann immer zusammen und wenn man schon unter der Last zusammenbricht kommt immer noch was oben drauf.

Meist wehre ich mich intuitiv. Über die Jahre eignet man sich Schutzmechanismen und Verhaltensweisen an, um die Spirale aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen. Wir wollen alle nicht im dunklen Tal wandeln, sondern oben auf den sonnenbeschienen Gipfeln. Einer meiner sehr zuverlässigen Strategien, die ich unterbewusst einsetze, ist meine Selbstironie und gepaart mit einem Galgenhumor, der sich nur in diesen Phasen bei mir zeigt.

Es gibt aber auch die Phasen des Lebens in denen sich die Dunkelheit nicht aufhalten lässt. An der Stelle an der man sich befindet, wenn man keinen Ausweg mehr sieht und es egal zu sein scheint, was man macht, da keine Besserung in Sicht, ist die Stelle, an der man komplett stoppen sollte. Ich bin der festen Überzeugung, dass alles auf dieser Welt einen Grund hat. Wenn es zu solch drastischen Lebensphasen kommt, hat man meist zuvor alle Zeichen übersehen. Deswegen (so schwer das mir auch immer fällt) ist der erste Schritt die Dunkelheit dankend willkommen zu heißen! Sie ist da, um uns zu warnen, dass schon länger etwas prinzipiell schief läuft, auch wenn oder gerade weil wir es bisher nicht bemerkt haben. Sie mag sich anfühlen, wie ein Feind, den es schnellst möglich loszuwerden gilt, doch sie ist in Wahrheit unser sich um uns sorgender Freund. Ich finde der Film von Pixar „Alles steht Kopf“ (meines Erachtens weit mehr als ein einfacher Kinderfilm) hat das schön aufgezeigt. In dem Film spielen im Kopf eines Mädchens die Basisemotionen Freude (gelb), Kummer (blau), Angst (lila), Wut (rot) und Ekel (grün) die Geschichte. Sie wollen das Leben des Mädchens Best möglich meistern und leisten dazu alle wichtige Beiträge. Nur Kummer scheint nicht in der Lage etwas Sinnvolles beizutragen. Doch als zum Schluss alles in sich zusammenbricht und es kein Halten mehr zu geben scheint kommt die große Rettung gerade durch Kummer, denn sie hat die Kraft verborgene Wahrheiten aufzudecken und anzunehmen, sowie Verständnis zu schaffen.  Und so ist es auch im wirklichen Leben. Man darf das Gefühl in sich tragen: „Es ist gerade alles scheiße!“, wenn wir jetzt genau hinhören, können wir vielleicht erkennen, was die wahre Ursache ist. Meist sind es grundlegende Dinge, an die wir uns nicht ran trauen:  Der Karrierepfad, den wir so lange aufgebaut haben, die Liebe die wir uns selbst vorgegaukelt haben, das Haus dass wir so lange abbezahlt oder gebaut haben, das Ziel dass wir so lange vergeblich anstreben… Keine Angst wir müssen nicht sofort alles über Bord werfen. Es hilft schon mal zu erkennen, dass verzweifelt hochgehaltene Glück uns aktuell mehr belastet als erfreut. Wenn wir uns so etwas eingestehen, können wir es genauer untersuchen: „Warum ist es heute mehr Ballast?“, „Was muss sich ändern, damit es wieder in die Freude kommt?“, „Wann hat sich die Last eingeschlichen / überhandgenommen?“… Ich glaube Auszeiten und Ruhe sind hier angebracht. Wir wollen hier meist davon rennen, aber wir sind ja an der Stelle weil wir es so lange ignoriert haben. Jetzt müssen wir uns den Ängsten, Sorgen, Kummer stellen, sonst kommt alles noch größer und stärker nach einiger Zeit zurück. Noch einen kleinen Gedanken möchte ich Euch mitgeben: In unserer Welt ist alles relativ. Wir brauchen Bezugspunkte, um Dinge wertschätzen zu können. Nur wer die Dunkelheit kennt, kann die glücklichen Momente wertschätzen.  Mit diesen Worten versuche ich mir für das Wochenende einen Freiraum zu schaffen und meine Dunkelheit freudig willkommen zu heißen. Bin gespannt welche Wahrheiten sie für mich parat hält.

PS: In der Dunkelheit ist wiedermal hauptsächlich die Energie am Werke, die ich Rock’n’Roll nenne und für die andere Seite suche ich noch immer ein passender Begriff.

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2 Kommentare

  1. andrea August 16, 2017

    sehr fein geschrieben. danke.

  2. jeremy August 20, 2017 — Autor der Seiten

    Danke fürs lesen und kommentieren.

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