In Gemeinschaft Wachsen

Ideen, Gedanken und Beobachtungen als Anregung zum offenen Dialog

Partys mit zu wenig Stühlen

Ich komme gerade von einer schönen Party. Die Lokation war schön, in Mitten des Thüringer Walds gewählt. Wir hatten unsere Kinder mit, weswegen wir zu den ersten Gästen gehörten. Der Gastgeber und seine Familie waren noch in der Küche beschäftigt und dort gab es auch einen kleinen Tisch mit einer beschränkten Anzahl an Stühlen.  Also haben wir uns dort zuerst niedergelassen und auch gleich schöne Gespräche gehabt. Die Atmosphäre war sehr ungezwungen und nach und nach tröpfelten die weiteren Gäste ein. Nebenan, war das Büfett gerichtet und ein großer dekorierter Partyraum mit ausreichenden Sitzmöglichkeiten. Es gab auch einige halbherzige Versuche die Gäste in diesen Nebenraum zu lotsen. Aber es war wie früher – die guten Partys finden in der Küche statt. Die Gäste waren an der Wand gelehnt, saßen auf der Küchenarbeitsplatte oder auf Bierkästen. Die Männer nahmen Ihre Frauen auf den Schoß und es entstand eine Atmosphäre, wie man sie noch selten auf Festen findet.

Waren das nicht bei uns allen die besten Partys, früher als wir noch jung waren? Nicht dass wir heute alt sind, aber viel zu durchorganisiert. Das Essen ist durchgeplant, es gibt für jeden was dabei und insgesamt viel zu viel. Jeder Gast wird einzeln bedacht, der Veganer,  die Freundin mit Laktoseintoleranz und die wirklich ältere Generation die auf Ihre deftigen Speisen bestehen. .. Früher gab es zwei Kästen Bier und wer was anderes wollte, hat es sich mitgebracht. Es gab keinen eingekauften DJ aber jeder hatte ein paar CDs (oder anfangs noch Kassetten) im Auto um seinen eigenen Musikgeschmack beisteuern zu können. Getrunken wurde aus allem was da war, die Kaffeetasse, das Senfglas und zur Not, den schnell ausgeputzten Zahnbürstenbecher. Durch das „alle machen mit“ war es oft chaotisch, aber meist genial. Ich erinnere mich an Wohnungspartys bei denen man über endlose Reihen an Beine steigen musste, um mal auf Toilette zu gehen. Chaos hat einen Charme, den man sonst nicht herstellen kann. Wann kam also diese blöde Idee auf, so durchorganisiert zu feiern? Ist es ein Wettkampf, den wir unbewusst begonnen und der sich unbemerkt immer höher geschaukelt hat? Sind es Ängste, die uns glauben lassen, dass das irgendjemand von uns erwartet? Aber die wichtigste Frage (die sich vielleicht erst beantworten lässt, wenn wir die Vorhergehenden beantworten können), wie kommen wir davon wieder los? Ich glaube wir müssen es im Kleinen wieder lernen. Die spontane Entscheidung Freunde oder Nachbarn wieder einzuladen. Minimalistischere Feste. In kleinen Gruppen, bevor wir es wieder im Großen versuchen. Und vielleicht uns im engsten Kreise wieder Spontanbesuche bewusst zuzugestehen. Im guten Freundeskreis sollte es egal sein, ob eine Bude gerade nicht tip top ist. Begegnungen die authentisch und ehrlich sind, sind die die uns enger zusammenrücken lassen. Uns alle sind Menschen mit vermeintlich „kleinen Fehlern“ sympathischer – hier müssen wir uns nicht selbst verstecken und können sein wie/wer wir sind – hier kommt unsere wahre Schönheit  zur Geltung. Denn wir sind alles Geschöpfe Gottes (wobei das Wort Gott gerne durch andere Namen für die Schöpfungskraft ersetzt werden darf), in unserer Einmaligkeit einzigartig und perfekt. Gott macht keine Fehler 😉

Entsprechend wünsche ich uns Allen diese ehrlichen Begegnungen im Kleinen, gerne chaotisch dafür authentisch.

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