In Gemeinschaft Wachsen

Ideen, Gedanken und Beobachtungen als Anregung zum offenen Dialog

Lachflash und Lach-Yoga

Ich hab mich neulich an die Zeit zurück erinnert, als ich so alt war wie mein ältester Sohn jetzt. In dieser Zeit hatte ich zwei Freunde namens Jochen und Hakan. Wir haben viele tolle Dinge erlebt, mit unseren Fahrrädern die Gegend unsicher gemacht und viel Duran Duran gehört. Ich erinnere mich an die Zwei deshalb so intensiv, weil wir über Belanglosigkeiten so intensiv lachen konnten, dass ich wirklich tierische Bauchschmerzen und Angst zu ersticken bekam. Das konnte über Minuten gehen. Jochen hatte die Angewohnheit, nach dem man mühsam wieder zu Luft kam und sich endlich wieder normal unterhalten konnte, zu Fragen, weswegen nochmals genau man so gelacht hat – womit alles wieder von Vorne begann. Diese Lachflash-Momente habe ich später nie wieder erlebt und empfinde das heute als ein großer Verlust. Weil Lachen aber so befreiend ist und schon der Volksmund weiß „Lachen ist gesund“ versuchen wir es uns auf unterschiedlichen Wegen wieder zu holen. Es gibt Lach Yoga Kurse, auf YouTube Anleitungen lachen zu lernen. Viele Menschen versuchen die Hindernisse zum befreiten Lachen mit Alkohol oder Ähnlichem zu überwinden. Wir gehen zu Comedy-Shows oder schauen uns welche im Fernsehen an. Aber dieses wahre Lachen kommt einfach tief aus unserem Inneren und lässt sich nicht mit dem Verstand herleiten.  Ich glaube wir verlieren es deswegen, weil wir uns versuchen vor den extremen Stimmungsschwankungen zu schützen. Das was uns vor den großen Tiefen des Lebens bewahrt, verhindert leider auch die genialen Höhen. Vor circa 8 Jahren hatte ich das zum extrem getrieben. Ich hatte über eine wirklich lange Zeit geschafft, kein Tief zu erleben. Nahezu jeder Tag hatte eine recht kontinuierliche Freude und ich hatte schon fast das Gefühl, dass ich den Schlüssel zum wahren Glück gefunden hatte! Aber das Leben lässt sich nicht bescheißen. Die Selbstoptimierung hat ihre Schattenseite oder wie ich es heute verstehe: Diese zweite Energie, die ich so gerne Rock’n’Roll nenne forderte ihren Teil ein: Irgendwann wurde alles Fade und ging unter im Einheitsbrei. Ich denke ich hatte damals Gott sein Dank die richtigen Menschen (wie meine Frau) um mich, sonst wäre der Preis sehr hoch geworden. So lernte ich das folgende Tief dankend anzunehmen und zu verstehen, dass es das brauchte um wieder die wahre Freude empfinden zu können. Heute konzentriere ich mich darauf das Leben in seiner kompletten Breite zuzulassen.

Und trotzdem wenn man im Leben zurück schaut, gibt es Erinnerungen in einer Intensität, wie man sie leider später nicht mehr erlebt: Der erste sonnige Frühlingstag im Jahr auf dem Fahrrad, die neue Musikplatte deren Songs (man verzeihe den Ausdruck) einen an den Eiern packte und bis tief in die Knochen erschütterte, die Schmetterlinge im Bauch beim Anblick der Jugendliebe, der Kinofilm der einen total umriss, das Buch, dass man wieder und wieder lesen musste… Irgendwann war alles schon mal da gewesen. Dem nachzutrauern hilft einem nicht weiter, aber ich gönne es von Herzen all den Kindern (und natürlich insbesondere meinen Kindern) das noch alles erleben zu dürfen: Lebensenergie in seiner reinsten Form. Und daran kann ich mich wieder erfreuen.  Euch allen wünsche ich ebenfalls viele Momente, die möglichst nahe an diese wahren Momente des Glücks führen.

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1 Kommentar

  1. andrea September 18, 2017

    das zu lesen hat mir freude gemacht. ich glaube auch, dass dieses unbändige freuen mir nur möglich ist, weil ich gelernt habe, endlich auch den schmerz zuzulassen. der war früher so abgrundtief, dass ich mich dem nicht stellen konnte oder wollte. bis das leben mich dazu gezwungen hat. ein geschenk, dessen wahren wert ich erst erkannte, als ich – jahre später- im kino einen film sah und mich vor lachen nicht einkriegt habe. zum ersten mal in meinem erwachsenen leben. da wusste ich, es ist endlich ‚gut‘, in dem sinne, dass nun beides sein kann und sein darf. danke fürs dran erinnern.

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