In Gemeinschaft Wachsen

Ideen, Gedanken und Beobachtungen als Anregung zum offenen Dialog

Naivität

Jetzt hab ich mich hingesetzt um den ersten angekündigten offenen Dialog zu formulieren. Da sind so viele interessante Themen, über die ich mich mit meiner Umwelt und Mitmenschen – mit Euch – austauschen möchte. Sobald ich aber anfange sie zu formulieren, finde ich die treffenden Worte nicht oder das Thema klingt platt, nicht zu Ende durchdacht und die Ideen teils naiv. Da bin ich über eben dieses kleine Wort „Naiv“ gestolpert. Wer das Glück hat öfters sich mit Kindern oder noch besser Jugendliche, wenn sie im Begriff sind zu sehen, dass sie die nächsten sind, die diese Welt gestalten, zu unterhalten, der ist oft versucht zu sagen: „Ach Mensch, so einfach ist die Lösung leider nicht“. Man setzt automatisch zu „Aber“ Sätzen an oder wertet die Lösungsansätze als „Naiv“ ab. Vielleicht sind sie aber nicht naiv, sondern nur so revolutionär, dass sie die eigene Vorstellungskraft sprengen. Was wenn es doch so einfach ist und wir es einfach nur ausprobieren sollten?

Ich persönlich sehe in dieser Welt zwei Energien wirken. Diese sind in meinen Augen nicht „Gut“ und „Böse“, wie ich von vielen Mitmenschen höre, sondern eine harmonische und eine chaotische oder wie ich sie gerne auch bezeichne die Liebe und der Rock’n’Roll. Für uns negativ wahrgenommene Situationen entstehen, wenn die Balance zwischen beiden Energien verloren geht. Je größer das Ungleichgewicht, desto größer die die daraus resultierende korrektive Wirkung. Deswegen knallt es auch so gerne zwischen den Generationen. Dabei verhält es sich so, dass je mehr wir uns die „naiven“ Ideen anhören und ernsthaft annehmen, umso weniger mit den harten Gegenreaktionen rechnen müssen. Ich glaube im Alter zwischen 6 und 27 Jahren überwiegt der Rock’n’Roll in uns, danach tendieren wir mehr und mehr in die andere Richtung, was ok ist, wenn die beiden Seiten sich gegenseitig ausgleichen können. Oder wenn wir im ruhigeren Alter mehr Rock’n’Roll zulassen, werden wir merken, das im Gegenzug unsere Kinder weniger den oft verzweifelten Gegenpol versuchen zu sein. Der ist übrigens auch der schwerere Teil, denn die harmonische Seite lässt sich leicht mit Argumenten, Beweisketten etc. unterstützen, der chaotische wird eher immer ein Gefühl bleiben und lässt sich schwer mit Worten beschreiben. Ich glaube das ist auch, was Herbert Grönemeyer meint, mit seinem Lied: „Kinder an die Macht (denn sie berechnen nicht was sie tun)“ oder New Model Army mit „We are old, we are young, we are in this together / Vagabonds and children, prisoners forever / With pulses a-raging and eyes full of wonder / Kicking out behind us again“

Wir leben in einer Zeit, in der wir Gott sei Dank immer wieder Menschen und Gruppen finden, die sich trauen, diese naive Ideen einfach mal auszuprobieren. Noch sehr zaghaft, oft müssen die Ideen mit der Zeit angepasst werden, doch es sind in meinen Augen die Schritte in die richtige Richtung. In den letzten beiden Jahren hab ich zum Beispiel vermehrt über kleine Umsetzungen der Idee zum „bedingungslosen Grundeinkommen“ gelesen. In meiner Jugend noch als „naive“ Idee aus den 68ern oder gar sozialistisches Wunschdenken gebrandmarkt, gibt es inzwischen viele ernsthafte Studien und Versuche dazu. Noch nie sind uns Menschen so viele Möglichkeiten zur Verfügung gestanden. Unsere globale Herausforderungen sind gleichzeitig so groß wie nie zuvor und unsere Antworten mit den bisher bekannten und genutzten Mitteln sind klar, dass sie dafür nicht ausreichend sind. Entsprechend ist es an der Zeit unser Repertoire mit neuen, vielleicht naiven oder auch revolutionären Gedanken anzureichern. Entsprechend will ich mich mühen zukünftig vermeintliche naive Ideen nicht mehr abzuwerten, sondern die Energie aufbringen, mir diese komplett anzuhören, neutral von allen Seiten zu betrachten und dann erst eine Wertung zu erlauben. – Wieder ein Vorsatz, von dem ich hoffe, ihn auch durchhalten zu können 😉

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2 Kommentare

  1. VolkerP Juli 31, 2017

    Wenn Menschen über 27 die mit „Liebe“ statt „Rock’n Roll“ sind und sie es auch sind, die unsere Gesellschaft formen, müsste die Welt in er ich lebe, eine andere sein – oder mein Konzept von Liebe weicht diametral von Deinem ab… :o(

    • jeremy Juli 31, 2017 — Autor der Seiten

      Ja danke für den Hinweis, in der Tat hab ich auch lange mit dem Wort gehadert, da es nicht genau trifft, was ich eigentlich meine: Die beiden Energien/Kräfte, die ich zu beschreiben versuche lassen sich wie folgt unterscheiden:
      – Die eine (hier noch Liebe genannt) ist die harmonische, ausgleichende, ordnungsliebende, strukturierte & regelschaffende. Man kann sie gut mit Argumenten untermauern und befindet sich eher im Äußeren. Sie geht planvoll vor, beachtet die Zukunft und die Umgebung / Situation…
      – Die andere (Rock’n’Roll finde ich hier schon ziemlich treffend), ist die chaotische, impulsive, schwer ergründbare, meist auch energiereichere. Meist mehr ein Gefühl, wie mit Worten zu erklären. Nicht unbedingt nach Außen gerechte, aber innere Ungerechtigkeiten aufdeckende Kraft. Ist nur im „Hier und Jetzt“
      Ich hoffe Ihr wisst von was ich rede. Für Wortvorschläge bin ich sehr dankbar und freu mich schon auf Eure Antworten!

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